Für all die Menschlein in meinem Leben, bei denen ich das Gefühl habe, ich möchte ihnen einfach mal was sagen.
Mh ja, ein neues Jahr hat begonnen. Ich verfalle dann auch gerne mal in die Endzeitstimmung, viele Gedanken und Fragen. Vor allem eine Frage von jemandem, die mich sehr beschäftigt hat in der letzten Zeit. "Warum machst Du das eigentlich?" Ich habe damals lange überlegt, ob ich diesen Blog nur für mich schreiben und nicht veröffentlichen soll. Weil ich auch sowas wie Angst vor den Reaktionen meiner Freunde, meiner Familie, all den Menschen, die mich kennen, hatte, weil ich noch immer unsicher im Umgang mit mir selbst bin. Mir war klar, dass das hier nicht einfach so 'ne Laune von mir ist. Dieser Sport ist für mich so wichtig geworden, es ist das, was mir die ganzen Jahre gefehlt hat, für meine Ausgeglichenheit, für mein Wohlbefinden, für das, mit dem ich jetzt schon länger kämpfe: mit mir selbst. Ich kann nicht behaupten, dass ich meinen Körper gehasst habe (hasse ich überhaupt irgendwas?), aber ich mochte ihn nicht (mehr) so, wie er war, 2006. So weich, so sehr "feminin", mit dem Hüftspeck, so ohne Muskeln. Ich konnte mich nicht mehr im Spiegel anschauen ohne mich zu fragen: Bist das wirklich du? Repräsentiert dein Körper dein Inneres, das, was du bist? Meine Antwort darauf war "nein", und in dieser Zeit hat Stussi mich auch das erste Mal mit in die Muckibude geschliffen, wofür ich ihr verdammt dankbar bin. Der Blog heißt nicht einfach nur so "Strukturreform". Was ich hier mache ist nichts anderes als die Reform meiner äußeren Struktur, meines Körpers, um sie der inneren anzupassen.
Jetzt kommt der schwierige Teil - ich fühle mich innerlich zerrissen. Weder als Mann, noch als Frau, mit keiner der beiden Geschlechterrollen kann und will ich mich identifizieren. Mein äußeres Erscheinungsbild (mein Körper) hat daher nicht mehr wirklich zu mir gepasst, ich habe mich schlecht gefühlt, mal abgesehen davon, dass ich bis vor einem Jahr überhaupt nicht wußte, was da in mir vorgeht. Durch das Training und die damit verbundene Veränderung meines Körpers hab' ich mich immer besser gefühlt. Je weniger Speck und je mehr Muskeln desto besser meine Seele. Und irgendwann hab' ich dann auch endlich sowas wie 'ne kleine "Erklärung" für meine Gefühle gefunden: innere Androgynität, sich weder als Mann noch als Frau fühlen. Das zu lesen war wie 'ne Befreiung für mich. Und plötzlich konnte ich auch verstehen, warum ich mich in meinem Körper nicht mehr wohlgefühlt habe. Durch die Muskeln wird er androgyner, er verliert an "weiblichen" und gewinnt an "männlichen" Formen. Wobei das nicht bedeuten soll, dass "keine Muskeln und viel Speck" = "typisch weiblich" und "viele Muskeln und kein Speck" = "typisch männlich" bedeutet. Diese Ausdrücke mag ich sowieso nicht, nichts ist "typisch Mann" oder "typisch Frau", eher "typisch Mensch". Aber zur Erklärung muss ich das jetzt wohl mal so ausdrücken.
Neben der Tatsache, dass ich in diesem Sport meine Leidenschaft gefunden habe, ist das, was ich oben geschrieben hab' ein weiterer Grund dafür, meinen Arsch dreimal die Woche ins Studio zu bewegen, mich an den Geräten völlig platt zu machen und danach zufrieden und entspannt wieder nach Hause zu gehen. :-) Nicht jeder versteht das, aber ich kann schließlich auch nicht alles nachvollziehen, was andere so treiben. Menschen, die was für ihren Körper tun, indem sie ihm seine Muskeln geben, die er ursprünglich hat, werden oft belächelt, sogar ausgelacht. Das finde ich schade, aber: das Leben ist hart und ungerecht, und die Frage, ob Mücken furzen können, ist noch immer nicht beantwortet. ;-)
Ich hab' diesen Blog bisher mehr oder weniger "versteckt", zumindest vor den meisten meiner Freunde. Es ist an der Zeit, ihn eben auch den Menschen zu zeigen, die vielleicht erstmal 'n bisschen sparsam kucken werden. ;-) Aber ich hab' mir was vorgenommen für dieses Jahr: zu mir zu stehen, und zwar nicht nur so weit, wie die anderen damit klar kommen, sondern 100 %. Dazu gehört ganz besonders auch diese Seite von mir. Um mir die Chance geben zu können, endlich wieder zu mir zu finden, muss ich ehrlich zu mir sein - und ehrlich zu den Menschen, die mir am Herzen liegen. Weil ich lange Zeit Probleme hatte (und auch noch habe), so zu sein, wie ich bin. Freundschaften haben darunter gelitten, weil ich nicht fähig war, zu kommunizieren, da zu sein - und es auch noch immer nicht wirklich bin. Es hängt viel mit dieser Suche nach mir selbst zusammen. Und ich bin auch erst wieder am Anfang, das alles wieder in Bahnen zu lenken, die in die richtige Richtung fahren.
Haltet mich für bescheuert, dass ich all das in diesen Blog knalle, wo es jeder Horst lesen kann, aber es muss gerade sein. Ich neige wohl grad zur Dramatik, Dinge werden ja erst dramatisch, wenn man sie dazu macht, aber nee, ich muss das tun. Vielleicht zu viel Offenheit? Nee, ich muss das tun. Ich mag und kann auch jetzt keine Rücksicht nehmen. Seelenstrip? Nein, nur etwas, was endlich mal raus muss, jetzt. Natürlich muss ich sowas nicht erzählen. Ich hatte noch nie das Bedürfnis, mich zu "erklären", aber hier hab' ich das Gefühl, es hängt zu viel daran.
Ich geh' jetzt mit gemischen Gefühlen da raus, weil ich nicht weiss, ob ich nicht einfach nur total Banane bin, weil ich hier so'n Aufriss mache. Aber es war mir echt 'n großes Bedürfnis, das mal zu schreiben und diesen Blog endlich mal ernsthaft öffentlich zu machen. Weil ich die ganze Zeit 'ne Seite von mir vor genau den Menschen zurückhalte, die mich doch zu großen Teilen ausmacht. Life is peachy, es ist raus, mehr fällt mir dazu jetzt auch nich' ein. ;-)
*Janni*
My life makes a sound i cannot sing
Donnerstag, 8. Januar 2009
Das Warum und das Darum
Donnerstag, Januar 08, 2009
J@nni
9 comments
9 Kommentare:
Na, das war ja mal ein ordentlicher Artikel. Epische Länge, und dann auch noch Gefühlsduselei. ;-) Aber dafür ist er ja da, der Blog. Ist schliesslich Deiner, da kannst Du machen, was Du willst. Ich lese jedenfalls weiter, solange irgendwie Zugriff zu erlangen ist. Und wenn die Technik nicht spinnt, schreib ich auch Kommentare.
Bei meinem Blog interessiert's mich eigentlich nicht besonders, wer da mitliest. Wenn Kommentare kommen, ist's gut - wenn nicht, ist es auch gut. Ich hoffe mal, Du schliesst den ganzen Laden hier nicht in einem Anfall von Menschenangst. :-P
Liebe Janni,
zunächst mal war das für mich ja alles kein wirklich neues Thema. Wir hatten da schonmal darüber gesprochen. Das war an der Party, welche damit endete, dass ich mit S. einen Mülleimer angezündet habe, um dann anschließend verkleidet als Kelly und Boy George auf einer Metal/Gothic-Irgendwie-Kellerparty zu landen.
Demnach bin ich überhaupt nicht überrascht und ich war es auch damals nicht!! Ich glaube, es gibt nur einen einzigen Faktor, der darüber entscheidet, was normal ist und was nicht. Vermutlich hat sich jeder Schwule vor 100 Jahren als nicht normal gefühlt - und warum? - Weils davon keine anderen gab! Hat er zumindest gedacht, der dumme Schwule. Schon komisch, dass es immer mehr Schwule gab mit den Jahren. Die Hetero-Frau der heutigen Zeit muss ja echt aufpassen, um noch einen Hetero-Mann zu finden. Daher fühlt sich der schwule Mann heute als normal. Und letzten Endes bist Du in diesem ganzen Gewühl von Homo-Fetisch-"bananigen" Sonstwies halt irgendeine Unterart, genau wie ich auch. Aussehen wie Tucke, gerne aktiv ficken, zwischendurch mal einen auf Business machen und sich als Boy George auf Metal-Parties einschleusen. Ich muss schon sagen, dass ich wirklich eine komische Unterart bin. Die große Frage ist nun nur, ob es von unserer Sorte einfach nur wenige gibt, oder ob wir einfach die ersten Mutigen sind zu uns zu stehen, quasi wie der völlig vereinsamte Schwule vor 100 Jahren. Eine Antwort hab ich darauf nicht, doch eigentlich ist es scheißegal, denn wenn mein persönliches "Ich-bin-normal"-Empfinden davon abhängt, ob ich mit meiner Individualität allein bin oder nicht, dann gibt es so etwas wie normal gar nicht, oder wir sind eben einfach alle normal - können wir doch normalerweise viele Dinge an uns selbst nicht wirklich beeinflussen. Auch der Pädophile hat sich seine Neigung vermutlich nicht selbst ausgesucht, was nicht heißt, dass ich die Pädos fördern würde *dreckiglach*! Ich könnte hier noch Romane schreiben, wir sind ja beinahe schon Anlass zu philosophischen Abhandlungen! Stattdessen lebe einfach die Diversity in all Ihrer "bananigen" Vielfalt, Du Oberbanane!! Noch bananiger fänd ich Dich allerdings, wenn Du Dich mal so richtig bananenmäßig bei mir melden würdest, hast Du banant.... äh..verstanden??? *Knutschä*, Das Manü (beachte den Artikel im Neutrum vor meinem Namen - ist mir selbst noch gar nie so bewußt gewesen!)
Hi Du,
bitte denke vor allem: ich BIN.
Nicht: ich bin DIES, ich bin DAS.
Und versuche Dir bitte zu vergegenwärtigen,
was Du bei Seth gelernt hast: Du bist beides,
jeder ist -oder war mal- beides.
Ganz ganz liebe Grüsse, ich denke an Dich.
YoSam
janni liebes, ein klick auf deinem profil bei les hat mich hier her gefuehrt und ich habe dann deinen block gelesen. es war eine ganz neue, unbekannte seite an dir, die ich da herauslesen konnte. ich wusste nichts von deinem unwohlsein in deinem koerper. aber das spielt ja auch gar keine rolle. wichtig ist, dass du dich wohlfuehlst, innen und aussen... und egal wie du es machst, du machst es und das ist einfach toll! wachse und staerke dich und deine seele... aber verlier nicht dein herz.
ich drueck dich
die bubble :o)
:-)
@Carsten: schön, freu' mich immer, wenn Du was schreibst. :-)
@Manu: oh man, wir müssen uns jetzt unbedingt mal wieder sehen, und ich schreib' Dir auch noch was dazu. Boy George, ja, ich erinner' mich an die besagte Party. *gröhl* ;-) Und ja, ich mach' mir zu viele Gedanken, aber ich bin jetzt auf dem Weg, und es ist schön, dass Du trotz meiner Telefonparanoia noch immer da bist...Du fehlst mir manchmal schon ganz schön und ich danke Dir für das, was und wie Du's geschrieben hast! Banane wird sich melden, bananiges Ehrenwort! ;-)
@YoSam: Seth, ja. Im Grunde weiss ich's doch auch. Ich hab' noch 'nen weiten Weg vor mir. Es tut gut zu wissen, dass Du da bist.
@bubble: Mein bub. ;-) Ich dank' Dir. So weit weg und doch so nah. Schön. :-)
Mhh ja, ich weiss gar nicht richtig, was ich sagen soll. Ich hab' so tolle Mails, sms und Anrufe bekommen, ich bin ein Horst, ich hab' die tollsten und liebevollsten Menschen an meiner Seite und mache mir solche Bananengedanken. :-) Es geht mir verdammt gut gerade, und ja, es ist ein wunderbares Gefühl zu wissen, dass mein Schatz, meine Freunde, meine Familie hinter mir stehen. Punkt. Schicke Euch allen 'ne Portion Sonne ins Herz und bin verdammt glücklich, dass es Euch gibt! :-)
hei-hier schreibt nun sogar Computeranalphabet Nora!!War super dich mal wieder zu sehen,auf jeden Fall!!!Danke das du mir den Blog geschickt hast,dann weiss man endlich was so in der aninaj vorgeht-aber sind wir nicht alle etwas suchende Seelchen...brauchst dich nicht so fuehlen als ob du mit solchen Sorgen allein bist-obwohl ich meine Weichteile eher lieben gelernt habe,hi,hi,aber dafuer hat man ja andere Sorgen.Man fragt sich staendig wo man so hin gehoert,ob das nun in der Gender Schublade oder in anderen Gebieten ist...
Aber ich wollte gar nicht tiefsinnig werden sondern dir nur sagen das ich dich lieb hab!Manche Dinge aendern sich halt nicht.
Mein Aron, Du hast ja auch sehr geile Weichteile. ;-) Ja, ich glaube, jede Seele ist irgendwie immer auf der Suche. Ich träum' manchmal von Dir. Schön, dass Du mal reingeschaut hast. Ich hab' Dich auch lieb, und das mit Deiner Nase damals in der 3. Klasse tut mir heute noch leid. ;-)) *Drücker nach Irland*
Hey Janni,
ich verstehe genau wie du dich fühlst!
Ich war wohl das was man mega weiblich nennt. Ein absoluter Männertyp! Nur ich stehe nicht auf Männer und so begann ich 2007 mit einem extremen Ernährungs-, Fitness-und Shoppingprogramm, da mich niemand verstand und mich alle für verrückt erklärten, führte ich lange ein Doppelleben, was mich mega unglücklich machte.
Zieh dein Ding durch, egal aus welchen Grund!
Pat
Hi Pat,
ich würde gerne mehr darüber erfahren, leider hast Du weder eMail noch URL da gelassen. :-( Vielleicht magst Du mir ja doch Deine Mail-Adresse zukommen lassen, würde mich sehr freuen. Weil genau das es ist, was mich interessiert: die Verwandlung des weiblichen Körpers durch Sport. :-)
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